Montag, 14. März 2016

Machen die alles richtig in der Schule/Grundschule?


Lassen Sie mich meine Gedanken zu der Diskussion um die Schreibschrift noch ein wenig ausweiten.
(Post vom 13. März)
„Schreiben nach Gehör“ – immer noch praktiziert in unseren Grundschulen, aber ein fataler Irrtum.

Mein Enkel, inzwischen wird er achtzehn, ist ein Opfer dessen; die Fehlerquote in seinen Texten ist immer noch sehr hoch. Das spätere Korrektiv dieses in der Grundschule angesammelten Mülls ist schwer, sehr schwer. Und die Verfügbarkeit grammatikalischer Kenntnisse ist in hohem Maße defizitär, ... was sich dann beim Erlernen einer Fremdsprache ausbreitet wie eine ansteckende Krankheit.
Na ja, zukünftig wird es immer bessere Software geben, deren Autokorrekturfunktion die Fehler beseitigt, und der Google-Übersetzer wird auch immer besser.

Übrigens scheint man ja inzwischen vom „Schreiben nach Gehör“ abzurücken. Gut so. Ob es dann aber tatsächlich gelingt, die rechtschriftlichen Kompetenzen nachhaltiger zu entfalten? Zweifel sind angebracht, denn die Mehrzahl unserer Grundschulen hat dies ja nach wie vor in traditioneller Weise praktiziert, ... und die Rechtschreibdefizite eskalieren in bedenklichem Umfang, sie sind bei Abiturienten und Studierenden angekommen.

Vielleicht läuft es in Mathematik ja besser?

Wenn ich die vielen Schuljahre über mit meinem Enkel gearbeitet habe, fragte ich mich oft, was die in der Grundschule eigentlich gemacht haben. Mehr kaputt als ganz! Ein „Gefühl“ für Zahlen und Rechenoperationen und Zusammenhänge ist nicht vorhanden. Mit fatalen Auswirkungen auf all das was folgt, darauf aufbauen soll.
Nebenbei bemerkt: Seine Schrift ist nicht gut, ehrlicherweise muss man sagen, sie ist schlecht, was ihm in der Mathematik des Öfteren ein Bein stellt, wenn er über seine eigenen Hieroglyphen stolpert.

Schau ich mir diese Mathematik der Grundschule an, dann stelle ich fest, dass dort im durchaus nachvollziehbaren Bemühen um eine kindgemäße Sprache ein Vokabular entwickelt wird, dessen Verständnis gar mir Probleme bereitet. Da ist von „Zehnerliesel“, „Fünferräuber“, von Schachteln und Säcken die Rede, und „Schnackelfischer“ sind am Werk. Dazu muss man wissen, dass die Sprache der Mathematik ebenso wichtig ist wie die Mathematik selbst, denn man muss Gedanken ja über die Sprache nach außen bringen und umgekehrt. Welchen Sinn macht es, da eine eigene "kindgemäße" (Fremd-)Sprache zu vermitteln, die dann wieder weggelernt und ersetzt werden muss durch die Standard-Fachsprache?
Man kann jedem Menschen in jeder Entwicklungsstufe nahezu alles nahebringen, haben kluge Pädagogen postuliert, ... man muss es nur richtigmachen. Wie wahr! Aber so nicht!

Übrigens ist mein Enkel kein Fall für Inklusion. Und er leidet weder an ADHS noch Dyskalkulie. Ganz im Gegenteil, er ist proper, fleißig und intelligent. Mit solider Unterstützung hat er es bis jetzt in die Oberstufe geschafft und schrieb gar gute Noten in Mathe.
Aber die Nachhaltigkeit dieser Investitionen lässt zu wünschen übrig. Auf einen maroden Unterbau, das weiß jeder, kann man kein noch so schickes Haus bauen. Eigentlich müsste man sagen können „alles auf Anfang“ und „noch mal von vorne“. Aber diese Resettaste gibt es im menschlichen Lernen nicht.

Insgesamt muss ich zu dem Schluss kommen: Die Grundschule hat in vielen Bereichen schlichtweg versagt.

Ich bin selbst Lehrer, und es stünde mir schlecht zu Gesicht, meinen eigenen Berufsstand zu kritisieren. Jedoch muss die Unterrichtsqualität m. E. deutlich verbessert werden. Durch eine verbesserte Ausbildung, durch verbesserte Rahmenbedingungen, durch eine sehr viel höhere Dotierung der Lehrkräfte, ...
Ich würde sogar noch weiter gehen und fordern, dass unsere besten (und am besten bezahlten) Pädagogen in die Grundschule (und in die Orientierungsstufe) gehören. Denn dort werden die Weichen gestellt, die Grundlagen gelegt.
Finnische Verhältnisse werden wir in Deutschland nie haben: dass der Lehrberuf ein Traumberuf ist, dass es 8.000 Bewerbungen auf 750 Studienplätze gibt, dass ein Auswahlverfahren zu durchlaufen ist und nur die Besten und die Talentiertesten genommen werden (so Pasi Sahlberg in einem Interview von ZEITonline). Bei uns entscheiden das die Bewerber selbst, ob sie ... , und die hochqualifizierten Abiturienten gehen andere Wege, wie Studien belegen.

In den weiterführenden Schulen wird nicht selten, in letzter Zeit gar immer häufiger fachfremd unterrichtet. Auch hier wird der große Fehler gemacht, dies vorzugsweise in unteren Klassenstufen zu praktizieren. Das sei einfacher und deshalb für fachlich und fachdidaktisch Inkompetente eher zu bewältigen, meint man. Das ist falsch!
Damit erfährt der so wichtige Unterbau eine weitere eklatante Beeinträchtigung.

Empfehlung:
Lesen Sie auf meiner Homepage den Text "Spurensuche", in dem Sie einiges über das finnische System erfahren können.
Die folgende Abbildung finden Sie dort:


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