Wenn ich mir vorstelle, unsere Grundschüler

müssten nicht unsere Schreibschrift lernen, so (Normalschrift) oder auch so (Ausgangsschrift), so genau kenne ich mich da nicht aus
sondern jene in England, die mir doch ein wenig schwieriger erscheint, aber auch schöner, filigraner, flüssiger,

dann wäre die Diskussion um die Abschaffung derselben wohl noch um einiges heftiger.
Auch wenn es auf den ersten Blick plausibel – weil einfacher – erscheint, von Druckschrift direkt zur Handschrift zu gelangen, statt den „Umweg“ zu gehen von Druckschrift zu Schreibschrift zu Handschrift, so halte ich Letzteres doch für den besseren Weg. Denn nach meinem Dafürhalten werden beim Erlernen einer Schreibschrift sehr viele Kompetenzen grundgelegt und entwickelt (Koordination, Motorik, …), welche für die Ausformung einer Handschrift förderlich sind – und nicht nur dafür. „Was man schreibt behält man besser“ (jeder weiß das aus eigener Erfahrung), oder die Tatsache, dass unser Gehirn sich Wortbilder merkt – all das befördert die individuelle Entwicklung.
Apropos "Wortbilder": Schöne aufgeräumte und immer wiederkehrende Bilder prägen sich deutlich besser ein als jene, die eher dem Dadaismus oder Surrealismus zuzuordnen sind.
Ach ja: "Sich an Regeln halten" kann man nur lernen, wenn es welche gibt!
Sollte man glauben, die Kulturtechnik des Schreibens verlöre ehedem an Bedeutung, werde zukünftig kaum noch benötigt, dann ist man der Zeit viel zu weit voraus. Wenn in Finnland ab 2016 die Schreibschrift nicht mehr verpflichtend vermittelt wird, sondern das Tastaturschreiben, dann sind auch die Finnen womöglich nicht so ganz zukunftsfähig. Denn auch die Tastatur wird irgendwann nicht mehr zeitgemäß sein, durch Bildschirmtastaturen, Sprechen/Diktieren, Touchen, Wischen, Gesten, … oder was auch immer ersetzt sein.
Wenn ich den Kids zuschaue beim Tippen von Nachrichten auf ihrem Smartphone: Das geht wie der Blitz, aber mit "10-Finger-Tastschreiben" hat das nichts zu tun.
Ich weiß aber aus eigener Erfahrung, was das Erlernen der Deutschen Kurrentschrift (oder auch das einfachere „Sütterlin“) schlussendlich bewirkte: Die „Schulhefte“ und das lebenslange Schriftbild waren eine Augenweide, im beschämend krassen Gegenteil zu dem, was unsere Schülerinnen und Schüler heute zu produzieren in der Lage sind.*)
Der vorige Satz in Kurrentschrift:
*) Anmerkung:
Lesen Sie einen interessanten Artikel in DIE WELT „Sütterlin, so korrekt wie eine preußische Armee“ (März 2015). Vermutet wird dort, den Finnen werde es dann irgendwann so gehen wie uns, wenn wir in Kurrentschrift verfasste Briefe und Aufzeichnungen unserer Groß- oder Urgroßeltern entschlüsseln möchten.
Aus dem handschriftlichen Rezeptbuch meiner Großmutter (raten Sie, zu welcher Zeit das verfasst wurde):
Ich danke Herrn Peter Wiegel für die Erstellung der oben verwendeten Schreibschriften, die er zudem noch kostenlos zu Verfügung stellt.
Besuchen Sie seine Homepage http://www.peter-wiegel.de/Fonts/index.html.
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